«Fast jeden Tag fahre ich an der berühmten Baustellentafel vorbei. Auf der dreieckigen rot-weissen Gefahrentafel arbeitet seit Menschengedenken der Mann mit der Schaufel.» Dies schreibt Peter E. aus Muri und fragt die Askforce: «Wann ist er damit fertig?» Dies lässt vermuten, dass Herr E. nicht zu Unrecht bei den Reichen und Schönen wohnt. Dass er auch noch angefügt hat: «Er schaufelt den Schutt von einem kleinen auf einen grossen Haufen, oder umgekehrt», macht es endgültig klar: Es ist Jahre her, dass Herr E. selbst eine Schaufel in die Hand genommen hat – wenn überhaupt. Hat er auch nicht nötig. In Muri mähen die Männer höchstens den Rasen selber. Wenn nicht ein Solarrasenmäher im Garten herumsaust.
Schaufelte Herr E. öfter selber, würde er an der Haltung des Mannes erkennen, dass dieser den Schutt vom kleinen auf den grossen Haufen hievt. Dies wäre auch angesichts der lange dauernden Arbeitszeit – «seit Menschengedenken», wie Herr E. schreibt – erkennbar: In so langer Zeit schaufelt ein Bauarbeiter einen grossen Haufen zusammen.
Doch nun zu Ihrer eigentlichen Frage, Herr E.: «Wann ist er damit fertig?» Wenn Sie den letzten Bauarbeiterstreik und die gängigen Argumente der Baumeister gegen die Frühpensionierung der Bauarbeiter noch im Kopf haben, so können Sie diese Frage selber beantworten: Nicht in absehbarer Zeit. Lieber Herr E., Ihre Frage ist damit beantwortet. Sie dürfen nun aufhören mit Lesen.
Weiterlesen sollten keine zarten Gemüter, sondern nur die Desillusionierten, die weder an den Samichlous noch an den Osterhasen glauben, denn die Askforce enthüllt ein weiteres Geheimnis: Den Mann auf der Tafel gibt es gar nicht. Den haben die Baumeister nur erfunden, um vorzugaukeln, Menschen könnten bis an ihr Lebensende schaufeln und schaufeln und schaufeln und trotzdem immer dieselbe gute Figur machen.
Askforce Nr. 96,
6. November 2002