Herr M. S. aus L. ruft die Askforce in der Hoffnung an, ihr möge es gelingen, eine «eheliche Diskrepanz» aufzulösen. Seine Frau behaupte nämlich, «dass Katzen im Finsteren sehen». Er aber sei der Meinung, «dass Katzen im Dunkeln genauso wenig wie wir Menschen sehen können. Was stimmt jetzt?» Die Antwort sei für ihn sehr wichtig, schreibt Herr S., damit er in Zukunft wisse, «ob ich für unsere Katze Amélie nachts das Licht brennen lassen muss».

Zunächst gilt es sicherzustellen, dass wir unter «im Dunkeln» alle das Gleiche verstehen. Wir vermuten, dass Sie und Ihre Frau von einer nahezu absoluten Dunkelheit ausgehen. Eine solche würden Sie etwa im Marianengraben vorfinden, sofern dort nicht gerade ein paar hässliche bio-lumineszierende Kreaturen herumblitzen. Ist eine solche Dunkelheit gemeint, haben Sie recht, Herr S.

Auch wenn es gegenüber dem eben gesagten widersprüchlich klingen mag: Wir nehmen an, dass es Ihnen und Ihrer Frau in Tat und Wahrheit um folgende Frage geht: Wer sieht bei normaler Dunkelheit besser, Katzen oder Menschen? Normale Dunkelheit ist eben noch weit davon entfernt, absolut zu sein. Hier geben wir aufgrund unserer aufsummierten Lebenserfahrung Ihrer Frau recht.

Wenn Sie herausfinden wollen, ob es stimmt, was wir behaupten, und um wie viel eine Katze denn besser sieht als ein Mensch, kommen Sie um einen Tierversuch nicht herum. Wir empfehlen folgendes Vorgehen:
1) Besorgen Sie sich zunächst Schnüre, Riemen, Klebebänder und dergleichen (bei «Gummi Oberleitner» in Bern) sowie eine Labormaus (im Inselspital, Departement Klinische Forschung).
2) Schnallen Sie Amélie auf ein Brett, sodass sie nur noch geradeaus schauen kann.
3) Verkleben Sie ihr sorgfältig die Nasenlöcher.
4) Legen Sie das Brett samt Katze in einem marianengrabenmässig abgedunkelten Zimmer auf den Fussboden.
5) Platzieren Sie eine eingeschaltete Taschenlampe in Richtung der Katze ebenfalls auf den Fussboden und bedecken Sie die Lampe mit 50 schwarzen T-Shirts.
6) Positionieren Sie die Labormaus, die Sie auf einem Brettchen ebenfalls tiergerecht festgezurrt haben, zwischen Amélie und dem T-Shirt-Haufen.
7) Entfernen Sie jetzt ein T-Shirt nach dem anderen und merken Sie sich, nach wie vielen T-Shirts Amélie miaut («Sehpunkt»).
8) Führen Sie den Versuch nun mit Ihrer Frau durch.

Askforce Nr. 747,
15. Februar 2016