Nach der Kolumne über des Berners Aussprache von «Steak» wisse er mit Sicherheit, dass die Askforce «sprachlich mindestens auf Duden-Höhe» stehe, schreibt Herr W. G. aus P. Deshalb wendet er sich nun vertrauensvoll an die Askforce: Vor fünfzig Jahren habe er «in einer sogenannten Höheren Mittelschule» gelernt, dass der Ballonort Château-d’Œx als Schatodee ausgesprochen werde. Nun habe ein junger Pfarrer in einer Abdankungsrede mehrfach das Wort Schatodöö verwendet, was bei ihm als Zuhörer beinahe eine Innenohrentzündung verursacht habe. Sein Wunsch: «Die Askforce wird mir bitte bei Gelegenheit eine Lektion zu Schatodee oder Schatodöö erteilen.»
Aber natürlich. Sie haben offensichtlich eine gute Höhere Mittelschule besucht, zumindest war sie besser als jene, in der der junge Pfarrer einen Teil seiner Bildung genoss. Der Ballonort wird in der Tat als Schatodee ausgesprochen. Also eigentlich als ʃɑtodɛ, wenn wir uns nach dem IPA, dem Internationalen Phonetischen Alphabet, richten. Der ɛ**,** wie Sie ja sicher wissen, ist ein ungerundeter halb offener Vorderzungenvokal, wie Sie ihn beispielsweise im französischen Wort père finden. Wenn Sie den ungerundeten halb offenen Vorderzungenvokal nicht mögen, ist es Ihnen im Fall von Château-d’Œx auch erlaubt, den ungerundeten halb geschlossenen Vorderzungenvokal zu verwenden, also e, wie Sie es auch im deutschen Gartenbeet finden. Der gerundete halb geschlossene Vorderzungenvokal (für Fans: ø) gehört indes sicher nicht nach Château-d’Œx, in einer Höhle ist ihm jedoch pudelwohl.
Dem Pfarrer sei jedoch verziehen. Auch Französisch ist nicht unbedingt logisch. So nennen die Franzosen den welschen Dichter Ramüs und nicht Ramü, wie er hier richtig heisst. Und was soll man noch zu La Chaux-de-Fonds sagen, das irgendwie tönt wie Schottland, aber nichts mit demselbigen zu tun hat, und das die Einheimischen sowieso einfach La Tscho nennen. Und das ist noch nicht alles. Die Bewohner von Château-d’Œx sind übrigens les Favoitais. Und jene von Créteil bei Paris sind weder crétins (Idioten) noch chrétiens (Christen), sondern Cristoliens. Dass da Verwirrung aufkommen kann, ist mehr als verständlich. Um den Kopf wieder ein wenig durchzulüften, empfehlen wir eine Zugreise von Zweisimmen nach Montreux. Aber Achtung, natürlich nur mit der richtigen Zugbegleitung. Ansonsten kommen Sie nicht nur in Schatodöö vorbei, sondern auch an Mobowo und Les Awa. Immerhin: Die wunderbare Aussicht macht sogar eine Innenohrentzündung einigermassen erträglich.
Askforce Nr. 898,
25. März 2019