Zu den drängenden Fragen der Moderne gehört jene von Robert B. aus Z., einem stellenweise hübschen Berner Vorort. Er hat «der Umwelt zuliebe» einen kabellosen elektrischen Rasenmäher gekauft. Nun fordert seine Gattin, er müsse zum Aufladen des Rasenmäher-Akkus Nachtstrom brauchen. Dies sei «zumindest günstiger».

Robert B. möchte zwar gerne über den Sinn nächtlicher Aufladung streiten, wie er in seinem Brief an die Askforce schreibt, er will aber um jeden Preis einen veritablen Ehestreit vermeiden – denn da drohe ihm, dass es «dreimal nichts zum Zmorge gibt». Er bittet deshalb um rechnerische Unterstützung und will wissen, ob des Weibes Argumentation relevant sei.

Die Auswertung der von Herrn B. mitgelieferten Daten ergibt ein Ja. Pro Aufladevorgang ist die Nachtübung 0,729 Rappen billiger – aber wirklich nur dann, wenn das Ladegerät nach erfolgter Aufladung des Akkus subito vom Netz genommen wird. Herr B. tut also gut daran, seiner Gattin recht zu geben. Er darf sie aber auch bitten, den Wecker auf zirka 1.30 Uhr in der Früh zu stellen.

Sollte es B. schwerfallen, anderen recht zu geben, dann kann er seine Gattin aber auch der Kurzsichtigkeit bezichtigen. Natürlich ist es teurer, Akkus mit Tagstrom aufzuladen! Aber energetisch betrachtet braucht dies haargenau gleich viel Strom wie nachts. Einziger Unterschied: Der Stromkonzern verdient tagsüber mehr. Das wiederum ist gut so, denn Stromkonzerne machen nur darum Gewinn, weil sie diesen sofort in erneuerbare Energien investieren wollen.

Das wirkliche Problem im rappenspaltenden Haushalt sehen wir freilich im elektrisierenden Verhältnis zwischen B. und seiner Frau. Wenn Robert B. fürchten muss, ihm werde im Streitfall das Frühstück entzogen, dann liegt die vermutete innereheliche Ausgangsnennspannung im Bereich von rund 10 000 Voltgleichwerten. Da können Entladungen wahrlich heftig zwicken, ausser man sei völlig isoliert. Aber das wollen wir B. nicht wünschen. Die Furcht vor frühstücksfreien Tagen heisst aber auch, dass B. in einem urzeitlichen Rollenverständnis verharrt und irrt, es sei einer der heiligen Ehezwecke, sich irgendetwas servieren zu lassen.

Unter uns gesagt: Es wäre womöglich spannungsausgleichend, wenn Sie für eine Weile fürs Frühstück sorgen würden und das Rasenmähen bleiben liessen. Rasen ist sowieso die ödeste Vegetationsdecke überhaupt. Wollen Sie wirklich «der Umwelt zuliebe» handeln, dann sähen Sie Magerwiesen. Sie können dann Ihrer Gattin hin und wieder einen Blumenstrauss pflücken und an den Frühstückstisch bringen.

Askforce 509
4. April 2011