«Wie kommt der Wurm in den Apfel?»: Selbst so gewaltige Fragen kann die Askforce locker in einer einzigen Zeitungsspalte beantworten. Sie hat dies vor Wochenfrist getan. Wir erinnern uns: Nette Würmer fressen keine kraterartigen Löcher in Äpfel. Sie dringen aber gerne an dem Örtchen ins Gräubschi ein, welches die poetische Bezeichnung Kelchzipfel trägt. Den Kelchzipfel, diesen Rest der Apfelblüte, kann man auch Fliege nennen. Aber wir sind dezidiert der Meinung: Wir sollten das SVP-Plakat zum Anlass nehmen, der Sprachverluderung und -verarmung entgegenzutreten, und das wundervolle Wort Kelchzipfel wieder in unseren aktiven Wortschatz aufnehmen: Kelchzipfel, Kelchzipfel, Kelchzipfel!
Obwohl wir das Thema Apfelvermadung bereits gründlich beleuchtet haben, zwingen uns neue Zuschriften heute zur Vertiefung. So kritisiert Frau N.M. aus Bern, unsere Antwort sei «zu biologisch» gewesen. Die Askforce drücke sich um die «politische Würdigung des entlarvenden Plakats und seiner Symbolik». Die Askforce drückt sich nie! Sie sagt es klar: Ja, das Plakat ist entlarvend und hat mega Symbolik. Prüfen wir etwa die kompositorisch-künstlerische Umsetzung des Sujets, offenbart sich uns – völlig unmaskiert, also entlarvt – eine Symbolgewalt von ungeahntem Ausmass.
Wir erkennen den Apfel, diese seit Tell symbolstark aufgeladene Frucht, als knackiges Sinnbild für die prosperierende Schweiz. Wir erkennen, dass sich dem Apfel keineswegs nur linke Gourmets mit gesundem Hunger nähern. Klar erkennbar laben sich auch von aussen rechts nahende Wesen am Apfel. Dazu gesellt sich eines mit Sternenhalbkreis auf seinem blauen Halstüchlein. Richtig geraten: Es stilisiert das kosovarische Wappen. Mahlzeit, liebe Secondos! Das Bild sagt also: Die pralle Frucht ist stark genug, um allergattig Wesen vitaminreich zu nähren. Welch ergreifendes Bekenntnis zur gelebten gutschweizerischen Diversität! Auch die künstlerische Verfremdung, uns alle als Maden zu zeigen, ist raffiniert doppeldeutig und wir begreifen: Ob rinks, ob lechts, letztlich sind wir fast alle «made in Switzerland». Zugegeben: Made sind alle, aber einige sind madiger.
Askforce Nr. 921
16. September 2019