Thomas K. aus K. hat uns «ganz in Eile» das Folgende mitgeteilt: «Die Schweiz ist doch eine Willennation; d. h., wo ein Wille ist auch ein Weg! Also nicht wegen jedem Furz der EU sofort Hyperfentilieren!!» Die Askforce gibt hier den Wortlaut der Zuschrift in Originalschreibweise wieder, untersucht sie doch jeweils auch unscheinbar erscheinende Verschreiber: Sie können auf geschickt chiffrierte Zusatzfragen hin- weisen. Hier ist diese Annahme naheliegend, denn Thomas K. erwartet eine Antwort, obwohl er an sich nichts fragt. Will K. einfach von einem kompetenten Gremium recht erhalten? Ein kniffliger Fall. Die Askforce hat deshalb gleich drei Arbeitsgruppen eingesetzt. Sie haben gestern ihre Berichte vorgelegt.Wir zitieren zunächst aus dem Bericht der Arbeitsgruppe 1:
(. . .) Die von K. zitierte Aussage «wo ein Wille, ist auch ein Weg» trifft aus historischer Sicht auf die Schweiz gar nicht zu. Zur Beweisführung verweisen wir auf General Ulrich Wille. Dieser preusselnde, kaiserfreundliche General an der Spitze der Schweizer Armee hat der Nation aufgezeigt, dass manchmal kein Wille besser ist als ein Wille. Mehrere Willes seiner Art hätten wohl zum Ende der Willensnation Schweiz geführt. (. . .).
Arbeitsgruppe 2: (. . .) Im Schlüsselwort «Willennation» platziert K. raffiniert einen scheinbaren Fehler. Er macht uns glauben, er rede über die Willensnation. Dabei versteckt er hinter «Willennation» das gleichlautende Wort Villennation. K. folgert richtigerweise: Die Schweiz ist eine Nation der Villen, auch der Villen von Steuerflüchtlingen. Darum das Interesse der EU. In der Folge irrt K. aber. Zu allen Villen führt ein Weg. Wo aber viele Villen sind, ist der Durchgang verboten. Wir vermuten, K. möchte von uns hören, dies sei eine verwerfliche Einschränkung der Bewegungsfreiheit der einheimischen Volksstämme. (. . .)
Die Arbeitsgruppe 3 hat ihre Sitzung saisonal bedingt mit einem Jahresabschluss-Apéro zusammengelegt und eher «frei assoziiert»: (. . .) Die Willensnation ist entlarvt. Denn: Der Wille ist stark, aber das Fleisch ist schwach. Respektive: Der Wille ist stark, aber das Fleisch ist sauteuer. Darum schimpfen Mitbürger wie K. über die EU, kaufen sich aber genau dort ihren billigen Neujahrsbraten: ein klares Beispiel, was hierzulande unter immergärender Neutralität verstanden wird. (…)
Eine schlüssige Antwort konnten wir aus diesen Vorabklärungen bis Redaktionsschluss beim besten Willen nicht ableiten. Wir greifen deshalb zum etwas verpönten Notwehrmittel der Gegenfrage: Lieber Herr K. aus K., was genau wollten Sie uns denn fragen?
Askforce Nr. 591,
31. Dezember 2012