Woher kommen wir? Wohin gehen wir? Welches ist der Sinn des Lebens? Wann ist Feierabend? Warum heisst es nicht «Fussgängerinnenstreifen», wo doch die Mehrheit der zu Fuss Gehenden weiblich ist? Kurz: Der Askforce werden vertrauensvoll immer wieder – in Variationen – die besonders existenziellen Fragen des menschlichen Daseins unterbreitet. Zum Repertoire aufwühlender Fragen gehört auch: Warum fallen Butterbrote immer auf die bebutterte Seite?

Diesmal quält sich Nanette E. aus dem fernen I. mit bestrichenem Backwerk. Allerdings gibts bei ihr Honig aufs Brot. Aber am Fall ändert sich nichts: Auch bei ihr landet die Scheibe auf der bestrichenen Seite. Sie kann sich damit nicht abfinden und fragt: Was ausser der Schwerkraft ist dafür verantwortlich? Ist in der DNA des Honigs der Flugtrieb der Biene gespeichert?

Viele werden nun denken: Hier liegt bloss ein klarer Fall von Murphy’s Law vor, wonach schiefgeht, was schiefgehen kann! Aber das ist ein allgemeiner Schwarmirrtum. Das Askforce Empirical Research Department (AFERD) hat die Murphy’s-Law-These experimental widerlegt! Versuchsweise wurde ein mit Honig bestrichenes Brot über eine Tischkante hinaus geschoben. Ziel des Versuchs war: Die Scheibe möge mit einem satten Plopp unbedingt auf der bestrichenen Seite landen. Sie tat es. Gar nichts ging schief. Murphy irrt.

Sich klug Wähnende behaupten, Butter und Honig verschöben halt den Schwerpunkt des Brotes. Deshalb drehe es sich während des Sturzes. Auch diese These ist widerlegt. AFERD hat zahllose Brote – bestrichene und unbestrichene – über Tischkanten bugsiert und stellt fest: Die Scheiben vollziehen bei dieser typischen Fallhöhe praktisch immer eine halbe Drehung. Der Höhepunkt: Selbst die bereits auf der bestrichenen Seite liegende Scheibe drehte sich während des Fluges auf die unbestrichene!

Es ist banal: Menschen lassen Brote immer aus der für Halbdrehungen idealen Höhe fallen, verpassen so jeden Erkenntnisgewinn und verdrängen zudem das weit Wichtigere. Gerade Honigbrote sind ja per se eine klebrige Sache: Der Honig perlt von der Butter und bekleckert die Seidenbluse. Oder er trieft durchs Brot und kriecht dem Handgelenk entlang in die Hemdsärmel. Gäbe es Lernfähige, würde heute die Butter stets auf die Unterseite und der Honig auf die Oberseite der Brotscheibe gestrichen: Ein solches Honigbrot tropft nicht. Ausserdem darf man so bestrichene Brote viel gelassener fallen lassen. Nach dem Fall beidseitig bestrichener Brote stellen sich nämlich keine philosophischen Fragen: Sie kleben in jedem Fall am Boden.

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Für die Ask-Force ist es keine Frage: Ein Land, in dem Milch und Honig fliessen, ist vor allem klebrig.

Askforce Nr. 742
11. Januar 2016