«Köörschdù dì früschì Lùft?» Nein, da erkundigt sich nicht etwa ein finnischer Tourist nach dem kürzesten Weg in die Alpen. Das ist der Werbeslogan des freiburgischen Lokalradios Kaiseregg. Als er Frau E. M. aus Sch. zu Ohren kam, wandte sie sich bestürzt an die Askforce: «Müsste man in der Schweiz nicht vielleicht doch etwas gegen die Dialektvielfalt tun?» Wünschbar wäre, so Frau M., ein Standardschwyzerdütsch zur Vermeidung von «Köörschäde».

Sehr schöne Frage, wenn auch ein wenig provokativ. Da wird doch an den Grundfesten unseres Landes gerüttelt: Mehrsprachigkeit. Föderalismus. Gemeindeautonomie. Pressefreiheit. Gewinnstreben. Die Bundesverfassung gewährleistet übrigens die Sprachenfreiheit ausdrücklich. Denn Dialekte, und seien sie noch so knorrig, ermöglichen nicht nur die kleinräumige Kommunikation in der Gegenwart. In ihnen gespeichert ist Geschichte und Kultur eines Menschenschlages, und bewohne dieser auch nur ein paar Chalets im Talboden.

Darum jetzt einmal hübscheli, hübscheli, Frau M. Oder reden Sie wirklich einem Dialekt-Chrüsimüsi das Wort, einem Chuderwältsch-Esperanto? Sind Sie verbal wirklich derart schnäderfrääsig, dass Sie die Dialekte radibuz verräbeln lassen wollen, rübis und stübis? Dabei ist das Standardschwyzerdütsch längst da. Es heisst Bahnhof-Buffet-Olten-Dialekt und ist der wachsenden Mobilität der Bevölkerung geschuldet. Zwischen den grösseren Mundarträumen Zürich, Basel und Bern verwischen sich die Unterschiede.

Durch die neu entstehenden Grossraumdialekte gerät auch ländliche Mundart unter Druck. Und die Jugend neigt regionenübergreifend ohnehin zu reduziertem Einheitsslang («gömer Migros?»). Die Askforce, die zur Teambildung gerne an senslerisches Wasser bräteln geht, kann solche Gleichmachereien nicht gutheissen. Bei den Idiomen ist Diversity Management gefragt. Wou Määu! «Köörschdù dì früschì Lùft?» Wie schön das klingt.

 

Askforce Nr. 430,
31. August 2009