In der Schweiz würden zahlreiche Verkehrskreisel, einst viel gelobte Patentlösungen gegen Staubildung, wieder zurückgebaut zu Ampelkreuzungen, schreibt Gerhard P. aus A. Übrigens mit dem Zweck, in den letzten Jahrzehnten neu entstandene Staus wiederum zu beheben. Da hege er nun «die Hoffnung, dass insbesondere die zweifelhaften Kreiselkunstwerke restlos verschwinden werden». Von der Askforce möchte Gerhard P. nun wissen: «Müssen wir aber fürchten, dass ein Kulturerbemuseum für Kreiselkunstwerke geschaffen wird?»
Ihre Frage, geschätzter Herr P., weist darauf hin, dass Ihnen noch nicht bekannt sein dürfte, dass die Askforce sich nicht nur als «Fachinstanz für alles», sondern auch als Lobby-Organisation für alles Nichtbeachtete, Missverstandene und Geschmähte versteht. Also quasi als Anwältin der Mauerblümchen – seien es materielle, ideelle oder künstlerische. Allein in der Schweiz betreut die Askforce über 6000 sogenannte Wallflower-Projects, zu Deutsch also Mauerblümchen-Stützungsvorhaben: Dazu zählen so unbekannte Engagements wie der «Alain-Berset-Whistleblower-Club», die Initiative «Rollstopp – bald legal?», das Projekt «Ohne Blinken aus dem Kreisel – Phänomene der Ego-Gesellschaft», die Bewegung «Beschneien ja, aber natürlich» oder die Ethik-Gruppe «Kiwi-Scham, Klima- oder Gourmettrend?». Ebenso dürfte dem Fragenden das Herz der Askforce für die, wie er schreibt, «zweifelhafte Kreiselkunst» entgangen sein. Denn im Wissen, dass die Fachinstanz für alles schon vor Jahrzehnten ihr erstes «Kreiselmuseum» im bayrischeneumarkt bei Nürnberg gründen half, hätten Sie, Herr P., Ihre Frage kaum so gestellt. Doch die Askforce ging in ihrem Kreiselengagement noch weiter: Derweil das Kreiselmuseum im Soderland nur Spielzeug-Kreisel zeigt, vermittelt das «Museum für Kreiselkunst», dessen Schaffung Herr P. so fürchtet, all die verkannten Kreiselattraktionen, die da reichen von Housi Knechts stilbildenden Bärenei Bern über Zuckerwürfel in Aarberg bis zu Rössli-Profilen in Bellach.
Ja, Herr P., nehmen Sie es zur Kenntnis: Ihre geschätzte Askforce setzt sich für Kreiselkunst ein. Vor allem deshalb, weil sie Volkskunst achtet und wertschätzt, weil sie trotz ihrer überragenden Expertise das einfache (auto-)fahrende Volk zu Wort kommen lassen will. Weil sie überzeugt ist, dass manche, die wegen der Kreiselkunst ihr Tempo mitten im Karussell verlangsamen, zur Verkehrssicherheit beitragen. Und nicht zuletzt, weil sie das elitäre Gehabe so vieler selbst ernannter Kunstbeflissener zum Erliegen bringen will!
Askforce Nr. 1069,
24. April 2023