«Was hätte es zu bedeuten, wenn man Yeti am Loch Ness anträfe?», fragt Teenie Manol L. aus Köniz. Der hoffnungsvolle junge Mensch gibt uns sogleich einen Denkanstoss: «Vielleicht haben Monster ja auch ab und zu Lust auf sozialen Austausch.»

Die Askforce erkennt beim Fragesteller nebst blühender Fantasie beeindruckende Konjunktiv-Skills («anträfe»). Deshalb wollen wir die Frage seriös beantworten, auch wenn sie am äussersten Rand unserer – obzwar umfassenden –Expertise anzusiedeln ist und von Herrn L. teilweise schon selber beantwortet wurde.

Spinnen wir also weiter (das Seemannsgarn meinen wir natürlich, weil Loch Ness doch ein Süsswasser-See in Schottland ist). Stünde Manol L. am Loch und erspähte dort, wie Yeti, das Schneewesen aus dem Himalaja, sich neugierig am Ufer umsähe – tja, dann müsste unser Fragesteller zunächst gar nicht so weit suchen. Yeti wäre vermutlich aus dem gleichen Grund dort wie er selber: um Nessie, das saurierartige See-Ungeheuer, einmal mit eigenen Augen zu sehen.

Das wird Yeti zweifellos gelingen, da er – es? – für Begegnungen der dritten Art sehr qualifiziert ist. Die fabelhafte Party, auch bekannt als «sozialer Austausch», kann also losgehen. Doch vorher noch etwas Theorie, schliesslich sind wir die Askforce. Fabelwesen sind ja stets Fantasiegebilde der Menschen ihrer Zeit. Und von was ist die Gegenwart stark geprägt? Genau: von der Globalisierung.

Diese kennt Sieger und Verlierer. Yeti, Nessie & Co. gehören zu den Siegern. Die Globalisierung erlaubt ihnen heute Wanderungsbewegungen, in Yetis Fall stapfenderweise, jedenfalls ungehindert von jedweden Zöllen und Grenzzäunen.

So finden sich früher oder später neben Yeti und Nessie auch Rübezahl, die Sphinx, E.T., Godzilla, die Nixe Loreley, Frankenstein, der kopflose Reiter, King Kong, der Bi-Ba-Butzemann und der Zwerg Zwack beim Loch Ness ein. Aus der Asche flattert Phönix herbei, aus dem Bernbiet tänzelt ein ganzes Schoossinjong voll Totemügerli an, froh, einmal etwas anderes zu sehen als das Mittlere Schättegibeleggtäli.

Hei, war das ein Singen und ein Lachen im schottischen Hochland. Und da sie unsterblich sind, feiern die Gestalten noch heute, während unser junger Leser Herr L. längst wieder in Köniz die Schulbank drückt und sich mit der Realität herumschlägt. So kann es gehen. Nicht wahr?

Askforce Nr. 1071,
8. Mai 2023