Können Gedankensprünge unzulässig sein?

Er liebe Fussballer-Weisheiten, schreibt Herr A. W. aus B. Ein besonders schöner Spruch sei zum Beispiel «Im Fussball gehts nicht um Leben und Tod – es geht um mehr». Aus aktuellem Anlass sei ihm nun die folgende Anpassung in den Sinn gekommen: «Der Tod des eigenen Hundes ist nicht zu vergleichen mit dem Hinschied eines Menschen – es ist viel schlimmer!» Er habe, so Herr W., «vom Feeling her nun aber doch das Gefühl», dass dieser Gedankensprung problematisch und somit eigentlich nicht zulässig sei. «Was meint die Askforce dazu?»

Die Askforce zieht sich auch diesmal nicht aus der Atmosphäre und beantwortet Ihre Frage mit viel Fachwissen und Engagement. Wir können es mit gutem Gewissen sagen: Von der Einstellung her stimmt unsere Einstellung. Das Chancenplus, dass wir Ihnen am Ende dieses Artikels eine Antwort geliefert haben werden, ist ausgeglichen. Wie so oft liegt auch beim Thema Gedankensprünge die Mitte in der Wahrheit. Oder anders gesagt: Jede Seite hat zwei Medaillen.

Wo waren wir? Ah ja, genau, beim Vaterschaftsurlaub. Mit Gedankensprüngen ist es so eine Sache. Die passieren einfach, oftmals unangekündigt und meist in äusserst unangemessenen Zusammenhängen. So wie damals in der 3. Klasse während des Vortrags über den Wombat. Es ging gerade um den robusten Körperbau dieses Beuteltiers, als in Gedanken die Frage aufploppte, was wohl passieren würde, wenn man dem Lehrer ein 20-Rappen-Stück ins Ohr stopfen würde. Durchaus unpassend. Aber auch in dieser Situation haben wir nie die Verzweiflung verloren.

Was zeigt uns dies? Gedankensprünge können zwar nerven und verunsichern, aber unzulässig sind sie nicht. Auch nicht die abartigen, die hirnrissigen, die peinlichen, die verworrenen, die angsteinflössenden, die absurden oder – wie in Ihrem Fall – die problematischen. Es kommt vielmehr darauf an, was Sie mit Ihren Gedankensprüngen machen. Behalten Sie sie für sich, passiert gar nichts. Fassen Sie sie aber in Worte und lassen sie auf die Menschheit los, dann kann es durchaus ungemütlich werden. Denn im Leben ist es wie im Fussball: Es verkompliziert sich alles durch die Anwesenheit der gegnerischen Mannschaft. Die Chancen stehen also etwa 70 zu 50, dass Sie mit einem formulierten Gedankensprung den einen oder anderen Freund vergraulen.

Wir haben fertig.


Askforce Nr. 976,
28. Oktober 2020