Uns liegt die Frage eines 78-jährigen ehemaligen Gymnasiallehrers vor. Gestellt wird die Frage aber nicht von ihrem Urheber, sondern von einer Frau Scarpa, die anfügt, der erwähnte Gymnasiallehrer sei früher Schüler «meines Grossvaters» gewesen. Irren wir in der Annahme oder könnte es sein, dass Frau Scarpa und der Gymnasial­lehrer ungefähr der gleichen Generation angehören? 

Wie dem auch sei, der Gymnasiallehrer erinnert sich «an einen schönen berndeutschen Begriff». Da sich die Askforce gerne mit dem Tierreich, dem Berndeutschen und auch deren Auswüchsen beschäftigt, lassen wir uns nicht lange bitten.

«I ha geschlafe wie ne Beyeresu», über diese Redensart wünscht man von der Askforce Belehrung, denn der Gymnasiallehrer und dessen Frau haben nie herausfinden können, woher der Beyeresel stammt.

Sicher scheint, dass selbiger Esel selten vorkommt und in den letzten Jahren jedenfalls nicht häufiger geworden ist. Bei Simon Gfeller wettert einer, der andere sei doch «dr dümmscht Beyeresel zwüsche Bärn u Babylon». Der Beyeresel wäre also ein speziell uneinsichtiger Dummkopf, ob er ausgiebig schlummert, ist umstritten.

Der Ausdruck Beyeresel wird weiter für einen geschundenen Gaul verwendet. Man kann sagen, man müsse «chrampfen» wie ein Beyeresel, ohne Rücksicht auf die Gesundheit. An Schlaf ist nicht zu denken. Allerdings gibt es das rare Wort «usbeiere» für ausschlafen. So liesse sich eine Eselsbrücke zum Schlaf des Gymnasiallehrers bauen – immer unter der Annahme, dass der Lehrer jeweils tief und fest schlief.

Im Dialektwörterbuch Idiotikon (1883) steht das Wort unter Baieresel, da es auf die «Derbheit des Baierstammes» anspiele. Die Askforce ist der Ansicht, dass die Bayern dann etwas Derbes an sich haben, wenn sie ihre Lederhosen tragen, sonst aber sind es Menschen wie du und ich.

Müssten wir einen Eintrag in einem Bestiarium verfassen, würde er ungefähr so lauten: Der Beyeresel ist ein polyvalentes Grautier, das sich für keinen Einsatz zu schade ist, sogar zum Nichtstun und Schlafen lässt es sich einsetzen, wenn auch nur widerwillig. Es schlägt nach allen Seiten aus, gerne auch mit derben Kraftaus­drücken. Jüngst soll das Grautier in Payerne gesichtet worden sein, obwohl es im Welschen eigentlich nie heimisch war.

Askforce Nr. 1040,
3. Oktober 2022