Kann es da überhaupt Meilensteine geben?
Neulich stufte die Askforce ihre gehaltvolle Antwort Nr. 1111 ganz nüchtern und bescheiden als «Meilenstein in der Geschichte der Ratgeberliteratur» ein. Das erregte eine Dame, die sich hinter dem mässig spassigen Pseudonym Lotti Borlotti zu verstecken versuchte, weshalb wir sie ab hier auf die Initialen L.B. reduzieren.
L.B. also erkundigte sich etwas schnippisch: «Kann es in einem Land, das in Kilometern rechnet, überhaupt Meilensteine geben?»
Wir lassen die Fragestellerin nun für eine gute Leseminute im trügerischen Glauben, uns entlarvt zu haben, und antworten ihr: Wahrlich eine kecke, knifflige Frage! Klar, es ist deppert, in einem Land so platschvoller Kilometer Meilensteine suchen oder setzen zu wollen! Sogar mehr als deppert! Wer von Meilen plappert, aber in Kilometern misst, betreibt Hochstapelei! Gross das Wort, aber klein der Schritt!
Falsche Messgrössen erklären auch die grossen Probleme unseres kleinen Landes! Denken Sie nur an die Stundenpläne unserer Gymnasiast:innen! Stundenpläne!! Was sehen wir darauf?! Lektionen zu bloss 45 Minuten! Da lässt eine Nation, die Bildung als ihren wichtigsten Rohstoff rühmt, stundenlang büffeln! Bis die Pisa-Studie zeigt, dass es wohl doch wieder nur je 45 Minuten waren! Also nur exakt 45 Prozent einer vollen Stunde, wie viele Pisa-getestete Schüler:innen immerhin wissen!
Vielleicht, Frau Borlotti, interessiert es Sie nicht die Bohne, wer schuld daran ist?! Aber es ist die Politik! Sie hat die Kunst, Kleines ganz gross erscheinen zu lassen, perfektioniert! Die Politik ist es, die jedes Reförmchen nach solchen Pisa-Studien mit geschwellter Brust als Quantensprung bezeichnet! Die haben ja sogar recht, ohne es zu wissen! Wir Physiker:innen wissen es: In der Physik gilt der Sprung eines Quants als «die kleinste Manifestation von Energie»! Kleiner geht es nicht!
20 Ausrufezeichen später atmen wir durch und stellen fest: Als «Fachinstanz für alles» ist die Askforce nicht an die kilometergeprägte Kleinnation Schweiz gekettet. Ihr Blick reicht weit, weit über Bern, Hinterfultigen, Hintermutten, Hinterschwändi und auch Hinterzulligen hinaus, und sie darf deshalb wahrlich in Meilen messen.
Nur messen wir nicht in normierten angloamerikanischen Meilen von 1609 Metern Länge. Das können alle. Durchpflügen wir Ozeane von Fragen, messen wir ab und zu in Seemeilen (1852 m). Oft sind wir aber im Geiste bei Jules Verne und wissen, dass er seine «20’000 Meilen unter dem Meer» auf französische lieue commune (4452 m) geeicht hatte, was den Ozean um Meilen tiefer macht, als Sie, werte L. B., in ihrem Brockhaus nachlesen könnten.
Noch öfters durchpflügen wir nicht nur Ozeane, sondern durchforsten dunkle Wälder möglicher Antworten: Deshalb haben wir uns 1818 für die damals neu definierte und von trolligen, nordischen Förstern geschätzte norwegische Meile (11’286 m) entschieden. Wir fahren gut mir ihr. Und setzen wir Meilensteine, dann markieren wir damit wirklich sehr grosse Schritte.
Askforce Nr. 1120
1. April 2024