Herr H. T. aus H. am Thunersee findet seine eigenen Fragen «nicht so lustig». Er fragt etwa, warum Ricola-Kräuterbonbons in deutschen Süsswarengeschäften trotz dort höherer Mehrwertsteuer weniger kosteten als in der Schweiz: «Leisten wird da verdeckte Subventionen?» Irgendwie lustig finden wir, wie viel Persönliches die Frage über Herrn T. verrät. Er glaubt ans Gute. Er glaubt auch an allzu Gute, die vor lauter Güte den Deutschen unser Kräuterbonbon fast geschenkt überlassen. Er fragt aber nicht: Welcher miese, hiesige Abzocker ist schuld, dass wir fürs urschweizerische bräunliche Zuckerklümpchen mehr bezahlen müssen als die Deutschen? So fragt T. nicht. Denn T. glaubt ans Gute im schweizerischen Detailhandel.

Zur Kenntnis nimmt die Askforce, dass T. angesichts der günstigen Zurverfügungstellung der Bonbons den Deutschen keine flächendeckende Kariesepidemie wünscht. Dies verrät, dass er wohl kein Xenophöbling ist, sondern ein tendenziell Weltoffener, der sich aber um den fairen Handel sorgt. Es ist ja in der Tat nicht ohne weiteres klar, warum faire Produkte von indigenen schweizerischen Kräuterbergbauern gemäss T.s Recherche total günstig verschleudert werden.

Plagen den Menschen die existenziellen Fragen – Gibt es ein Leben vor dem Tod? Warum kriegen andere ihr Ricola günstiger? -, dann merkt er manchmal nicht, wie die Welt sich wandelt. Aktuell kostet der Beutel Ricola ennet der Grenze umgerechnet etwas mehr als beim hiesigen Grossverteiler, der kein M anders ist. Irgendwie interessant also, dass sich der Mensch echt über Fragen aufregen kann, die sich echt gar nicht stellen. Aber diesen Defekt kennen wir aus der Parteipolitik.

Ricola sagt übrigens, man verwende seit 1940 ein «Geheimrezept», druckt aber auf jeden Beutel das Rezept! 99% Zucker, 1% Thymian, Eibisch, Malve, Ehrenpreis, . . . Da ruft einer «Geheimrezept!», und schon finden wir das Zuckerklümpchen in der Tat ein wenig geheimnisvoller und sorgen uns schon, die Deutschen könnten nicht genug dafür bezahlen. Irgendwie lustig.

Askforce Nr. 526
29. August 2011