Huhn oder Ei? – Eine Etüde
Dass in der Kürze die Würze liegen mag, aber nicht zwingend die Präzision, beweist eindrücklich folgende Frage, die anonym bei der Askforce eingereicht wurde: Huhn oder Ei? Tja, Kontext, Kontext, Kontext, liebe Fragerin, lieber Frager. In der Küche zum Beispiel kommt es ganz auf Ihre Ernährungsform an: Als vegetarischer Mensch lassen sie das Huhn leben, laben sich dafür an seinen Eiern. Als Omnivor:in hingegen können Sie bedenkenlos Huhn und Ei kombinieren, etwa zu einer feinen Pouletpiccata. Veganismus ist, wie so oft, auch in diesem Fall nicht das Gelbe vom Ei.
Oder ist Ihre Frage mehr klassifizierend gemeint, im Sinne von: Was habe ich da eigentlich vor mir – Huhn oder Ei? In diesem Fall kann sich die folgende, von der Askforce in unzähligen praktischen Versuchen erprobte Faustregel als nützlich erweisen: Lässt es sich aufschlagen, ist es tendenziell eher ein Ei als ein Huhn.
Apropos aufschlagen. Im österlichen Brauchtumskontext gilt: Eiertütschen ja, Hühnertütschen eher weniger. Sonst wird der Tierschutz ein Hühnchen mit Ihnen rupfen. Übrigens: Für die Zubereitung gerupfter Hühnchen ist nicht der Tierschutz zuständig.
Wollen Sie sich allerdings ein Haustier zulegen, raten wir entschieden zum Huhn. Das eigenärschige Ausbrüten eines Kükens mag zwar dem Bonding dienlich sein, lässt sich aber nur schwer umsetzen. Selbst im Homeoffice. Leihhennenschaft ist in diesem Fall das Ei des Kolumbus. Und wenn Sie des Kuschelns mit Ihrem Federvieh überdrüssig sind, können Sie das bereits eingangs skizzierte kulinarische Entscheidungsdiagramm zur weiteren Verwertung zu Hilfe nehmen. Womit sich der Kreis schliesst beziehungsweise sich das Huhn in den eigenen Cocktail pickt.
Geht es um Äusserliches, den Look, gilt hingegen klar: Lieber aussehen wie aus dem Ei gepellt als wie ein gerupftes Huhn. Und chronometrisch betrachtet ist eine Eieruhr zwar der präzisere Zeitmesser, aber zeitig mit den Hühnern ins Federbett zu gehen, ist sicher auch nicht verkehrt – rein metaphorisch natürlich. Sonst bekommen Sie es wieder mit dem Tierschutz zu tun.
Sollte Ihre Frage hingegen eher philosophischen Charakter haben und das ewige Rätsel zu ergründen trachten, was zuerst da war, das Huhn oder das Ei, so empfehlen wir Ihnen, zur Abwechslung mal die Genderbrille auf den Schnabel zu setzen. Die viel spannendere Frage ist doch: Wie fühlt sich eigentlich der Hahn in dieser ganzen Huhn-Ei-Debatte? Ist seine komplette Vernachlässigung nicht zum Krähen?
Brüten Sie doch mal darüber nach. Vielleicht schlüpft dabei ja eine neue Frage, die wir gerne für Sie in den richtigen Kontext setzen.
Askforce Nr. 1156
9. Dezember 2024