Die Askforce ist immer wieder beeindruckt vom hohen Aufmerksamkeitslevel ihrer Fragestellerschaft. Nicht die kleinste Ungereimtheit entgeht diesen Leuten. So auch nicht ein Inserat von neulich in der Zeitung. Da warb ein Grossverteiler grossflächig für ein «Kinder- und Honigschleuderfest» in einem Einkaufszentrum der Region. Jamadu, äh, nanu, dachten sich da sowohl Frau U. L. aus O. wie auch Herr S. F. aus B. Und wandten sich stracks – und völlig zu Recht – an die Askforce. Herr F. möchte ganz allgemein wissen, was wir von einem Kinder- und Honigschleuderfest halten, während Frau L. uns fragt, ob das Kinderschleudern eine neue Sportart sei und wann diese wohl zur olympischen Disziplin erklärt werde. Man warte auf unsere «wie immer hochkompetente Antwort».

Die Askforce lässt die Fragen gelten und schreitet hiermit zur Antwort. @Herr F.: Kinder- und Honigschleuderfeste sind an sich eine feine Sache und jedenfalls gut gemeint. Mit ein bisschen Fantasie ist folgendes Szenario denkbar: Ein gut gelaunter Papi geht mit seinem Kind ans Kinder- und Honigschleuderfest, packt es an den Handgelenken und wirbelt es im Kreis herum, so dass das Kind quiekt vor Freude über die einwirkenden Fliehkräfte. Selbstverständlich achtet der Vater darauf, beim Engelchen-Flieg-Spiel keine Waren von den Regalen des Einkaufszentrums zu fegen und am Kind keine Subluxation des Ellenbogengelenks zu verursachen. Anschliessend kauft er ein Glas Honig. @Frau L.: Die Askforce wüsste nicht, dass Kinderschleudern auf der Liste des Olympischen Komitees stünde. Allerdings gibt es dort verwandte Disziplinen. Denken Sie nur ans Bodenturnen oder Turmspringen, wo sich zarte Teenager 16+ durch die Luft katapultieren.

Aber Spass beiseite. Wo unsere Fragesteller recht haben, haben sie recht. Der Inseratetext ist nicht falsch, wirkt aber unfreiwillig komisch. Und ein bisschen brutal. Man findet den gleichen Effekt auch bei anderen Wortkombinationen. Seniorenessen beispielsweise, gerne in Kirchgemeinden. (E Guete!) Oder Pferdeboxen. (Aua!) Nun kommt es aber, wie es kommen muss. Bei längerem Nachdenken erschliesst sich der Askforce ein tieferer Sinn im Ganzen. In den Begriffen steckt nämlich viel, viel Wahres. Nehmen wir das Kinder- und Honigschleuderfest. Werden nicht schon die Knirpse in die kapitalistische Konsumwelt hineingeschleudert, auf dass sie dort wie Honig kleben bleiben für den Rest ihres Lebens? Oder das Seniorenessen: Besteht nicht in unserer Gesellschaft eine latente bis offene Altersfeindlichkeit? Und Pferdeboxen: Üben nicht Tierschützer Kritik an manchen Pferderennen und generell am Umgang des Menschen mit der Kreatur?

Liebe Frau L., lieber Herr F., gemeinsam haben wir die Welt wieder ein Stück verständlicher gemacht. Und besser. Danke.

Askforce Nr. 773,
5. September 2016