Happy Hens
Margareta R. aus Bern findet die Askforce immer wieder «heeeeeeeenelustig!»
Das Lob freut uns natürlich henne, aber sofort stellen sich Folgefragen:
Wie lustig ist hennelustig? Beziehungsweise: Wie lustig sind Hennen?
Liebe Frau R., um Ihre implizite Frage zu beantworten, müssen wir etwa ausholen. «Lustig» kann ja zweierlei bedeuten:
- Heiterkeit erregend, Vergnügen bereitend; auf spasshafte Weise unterhaltend; komisch
- von ausgelassener, unbeschwerter Fröhlichkeit erfüllt; vergnügt, fröhlich, heiter, ausgelassen
Nehmen wir den ersten Fall. Ja, so ein pickendes Huhn hat fraglos etwas Unterhaltendes, sein Gebaren kann Heiterkeit erregen oder auch komisch wirken. Dieses gesegnete Huhn legt vormittags ein Ei und hat nachmittags frei, wie ein fast 100-jähriger Schlager weiss, ist also fast so glücklich wie eine Lehrperson, die gemäss einem sonst weitgehend in Vergessenheit geratenen ehemaligen Regierungsrat am Morgen recht und nachmittags frei hat. Ja, Frau R., das ist Ihnen natürlich alles klar. Genau darum finden Sie die Askforce ja auch so hennelustig: Wir bereiten Vergnügen, sind auf spasshafte Weise unterhaltend etc.
Aber wir sind auch die Fachinstanz für alles mit Rundumblick. Und damit kommen wir zum Ross. Kennen Sie Ross 308? Das ist ein nettes, pflegeleichtes, weisses Huhn und in der Regel, nein, leider ist es, wiewohl ein naher Verwandter des Schlager-Huhns, ein Kind der Traurigkeit. Denn Ross 308 ist die verbreitetste Masthuhnart der Welt. Das freundliche Federvieh lebt normalerweise rund einen Monat auf engem Raum mit seinesgleichen. In dieser kurzen Zeit wird aus einem 60-Gramm-Küken ein Zweikilopoulet mit überdimensionierter Brust und Schenkeln, die so gigantisch sind, dass es auf seinen auf Hühner-Normalgewicht geeichten Beinen fast nicht mehr stehen kann. Sollen wir auch noch das Ende des armen Ross ausführen? Es ist Montag früh, wir verzichten auf die elenden Details. Klar ist aber, dass Ross 308 ganz sicher nicht «heeeeeeeenelustig» im Sinn von Definition 2 ist. Ähnlich drauf ist übrigens auch Ross’ Kollegin, die zum lebenslangen Eierlegen abkommandiert ist und, sobald sie dies nicht mehr regelmässig schafft, also nach einem Jahr, geschlachtet wird.
Ein Huhn hat eine durchschnittliche Lebenserwartung von fünf bis zehn Jahren. Und wie gesagt, jene wenigen, die nach Herzenslust kratzen und gackern und brüten dürfen, haben es gut. Und dieses glückliche Huhn hat als Trendhaustier mittlerweile sogar die Stadt erobert! Dass es im Wohnquartier aufgrund von Lärmklagen ein Nonnenleben führen muss, dürfte für ein vernünftiges Huhn angesichts der Alternativen zu verschmerzen sein. Immerhin wird ihm täglich grosszügig Pickgut ausgeworfen.
Es gibt sogar Neo-Hühnerhalter:innen, die ihre gefiederten Lieblinginnen mit Selbstgekochtem verwöhnen. Hennelustig, nicht wahr?
Askforce Nr. 1159
30. Dezember 2024