«Was besagt es über den Zustand der Nation, wenn Bundesrat Albert Rösti selber singt  ‹Röschti, du bisch z’Gröschti›? Gibt es noch Hoffnung?» So fragte Adrian S., nachdem er in einem Video auf «20 Minuten» die Feier für den frisch Gewählten in Uetendorf verfolgt hatte. Hier hatte selbiger noch bis vor kurzem das Kommunal­szepter geschwungen. Der Leadsänger der führenden einheimischen Schnulzen­kraft-Spender Calimeros heizte mit dem zitierten Refrain ein – dem Publikum, aber auch dem bedauernswerten Neo-Bundesrat, der mit steifem Hüftschwung und gequältem Lächeln auf der Bühne mittanzte und mitsang. Senior:innen, flankiert von aktiven Land Bewirtenden, wippten ansatzweise mit, fotografierten ihn und erbettelten sich Autogramme.

Was, Herr S., schmälert denn Ihre Hoffnung derart, dass Sie so verzweifelt fragen? Da der Askforce gemäss Hausverfassung jegliche persönliche Korrespondenz mit der Klientel verboten ist, bleiben uns nur Mutmassungen:

Womöglich setzt Ihnen zu, dass für einen Bundesrat das Neutrum – «z’Gröschti» – verwendet wird, wo es doch heissen sollte, «du bisch der Gröschti». Haben Sie’s überhaupt gemerkt, Herr S.? Gewählt wurde also, sprachlogisch rückwärts gefolgert, nicht «der Röschti», sondern «ds Röschti». Justament! Hatte doch Röstis abtretender Vorgänger Ueli Maurer für seine Nachfolge ausdrücklich einen Mann oder eine Frau gefordert – seine Bemerkung «Hauptsach, keis Es» gab landesweit zu reden. Und nun lässt ausgerechnet die SVP mit Rösti ein «Es» in den Bundesrat wählen! So nimmt denn die SVP eine führend-progressive Haltung in der ihr so verhassten Genderdiskussion ein! Im obersten Führungsgremium des Landes! Wir wagen uns die SVP-interne Abrechnung schon gar nicht vorzustellen!
Aber vielleicht beelendet Sie noch mehr, dass Albert Rösti die zynische Maxime jedes PR-Büros, wonach aus jedem Kartoffelsack ein Bundesrat gemacht werden könne, eklatant bestätigt. Denn gemäss vertieften Recherchen der Askforce trug noch nie ein Bundesrat das Knollengemüse im Namen – ein «Identitätsstifter der Schweizer Küche», wie ein Historiker schrieb. Nicht ohne zu erwähnen, dass es der Eidgenossenschaft ab dem 17. Jahrhundert das Überleben ermöglichte!

Wie bitte, soll denn «ds Rösti» regieren? Geröstet, non binär? Und gar noch platte Polemik von Polit-Strategen bestätigend? Das kann doch nicht sein, was sich die frühere Bauern-, Gewerbe- und Bürgerpartei gewünscht hat!

Askforce Nr. 1078,
19. Juni 2023