Hans Sch. treibt eine «simple Frage» um. Die Unruhe bereitet ihm zwar keine schlaflosen Nächte, sie veranlasst ihn aber dazu, sich an uns zu wenden – behufs Beantwortung. Hans Sch. erlaubt sich die vertrauliche Anrede «Liebe Askforce», weil er sich uns nach steter Lektüre «familiär verbunden» fühlt. Das gefällt uns, denn Lesende und Schreibende haben einen unverbrüchlichen Bund fürs Leben geschlossen. «Viele Leute sagen mir», schreibt unser werter Leser, «ich hätte einen trockenen Humor. Gibt es denn auch einen nassen Humor?»

Vielleicht sollten wir erst ein Beispiel für trockenen Humor anführen, denn Herr Sch. liefert uns keine Probe aufs Exempel. Kürzlich hörten wir im Radio, dass der Kabarettist Simon Enzler für seinen trockenen Humor bekannt sei. Es muss mit seiner appenzellischen Herkunft zu tun haben, werden doch die Bewohner dieser Landesgegend schon seit Jahrhunderten für ihren träfen Witz gerühmt. Appenzeller Witze können im Internet mühelos nachgeschlagen werden. Meistens ist das arme «Puurli» schlauer und schlagfertiger als (wahlweise) der Richter, der Oberst, der Direktor oder der Zürcher.

Wir verzichten aufs Nachbeten und nähern uns der Frage über den Sport: Im Fussball spricht der Kommentator gerne von einem trockenen Schuss, meistens sind dann die Rettungsbemühungen des Torwarts vergeblich. Denn der trockene Schuss ist scharf und gut gezielt. Wenn wir uns die Szenerie des ver­gangenen Donnerstags beim Fussballspiel Schweiz gegen Andorra vor Augen führen, erkennen wir, dass dort ausschliesslich nasse Schüsse abgegeben wur­den. Diese blieben nicht selten in irgendeiner grossen Pfütze oder Wasserlache stecken.

Mit nassem Humor lässt sich also nicht viel anfangen, vor allem kann man damit kein Feuerwerk des Witzes zünden. Herr Sch. möchte zudem auch gerne wissen, wie sich sein sonst trockener Humor anfühlen würde, wenn er nass geworden wäre. Darauf geben wir eine trockene Antwort: Er würde sich feucht anfühlen. Im Normalfall taugt ein solcher Humor nur noch zum Erzählen von schlüpfrigen Witzen. Die Nachfrage danach ist klein geworden – auch wenn es eine grosse Dunkelziffer geben soll. Das bringt uns zu einer weiteren Frage – ja, Herr Sch. ist fleissig, wenn er schon mal dabei ist, lässt er sich nicht lumpen –, er fängt also auch noch vom schwarzen Humor der Briten an. «Gibt es auch einen weissen Humor?» Ja, es gibt ihn. Aber erzählen Sie es bloss nicht dem Ku-Klux-Klan, sonst glauben die Knallköpfe noch, sie seien lustig.

Askforce Nr. 821,
4. September 2017