Selbst kluge Bürger kommen hin und wieder auf dumme Gedanken. So hat unsere Leserin A. Z. sehr besorgt zur Kenntnis genommen, dass sich auf Schweizer Banknoten viele Bakterien tummeln. Es sind laut neueren Untersuchungen 32’400 pro Note. Die durchschnittliche europäische Note ist nur 26’000-fach bewohnt. A. Z. stellt deshalb die durchaus besorgniserregende Frage: «Muss man nun über die Bücher gehen und Geldwäscherei aus Gründen der Krankheitsprävention wieder erlauben?»
Dieser Ansatz ist natürlich komplett falsch. Die richtige Antwort lautet: Wir alle bezahlen künftig nur noch mit der Kreditkarte – und zwar mit der Karte von Mastercard, denn Mastercard hat die Bakterienstudie in Auftrag gegeben und erklärt nun Bargeld «zum schmutzigsten Alltagsgegenstand» der Gegenwart. Bitte füllen Sie also ein Antragsformular aus – bevor eine noch neuere Studie belegen wird, dass sich auf der Tastatur der Kreditkartenlesegeräte im Schnitt 64’000 Bakterien tummeln.
Viel übler als die etwas eigennützige Umfrage ist natürlich die Gleichsetzung von Bakterie mit Dreck. Wer ein Frühstücksjoghurt verspeist, löffelt Millionen lebender Bakterien in sich hinein. Und das ist gut so, denn der Mensch selbst ist ja an sich eigentlich gar kein Individuum, sondern in erster Linie ein riesiger Zoo: Kein Mensch ist je alleine, beherbergt unser Körper doch rund 100 Billionen Bakterien. 90 Prozent aller Zellen im Körper sind Bakterien.
Für jene, die sich trotzdem Sorgen machen wegen bakterienbefallenem Cash, reden wir jetzt halt noch Klartext: Der von allen verheimlichte rabenschwarze Tag in der Geschichte des Finanzplatzes Schweiz ist der 31. Dezember 2006. Damals wurde der Einräppler aus dem Verkehr genommen. Ausgerechnet der Einräppler, das sauberste Geldstück der Nation! Denn: Kupfer hat nachweislich eine antibakterielle Wirkung. Wer den Räppler ehrt, braucht keine Geldwaschanlage. Der grosse Skandal ist also, dass die Nation ihres sauberen Geldes beraubt wurde.
Übrigens: Der Räppler wäre an sich die einzige Münze, die mehr wert ist, als draufsteht. Aus einem Kilo Kupfer liessen sich 666 Einräppler à 1,5 Gramm prägen. Ein Kilo Kupfer kostet aber auf dem Markt 707 Rappen. Das Drecksgeschäft passiert also manchmal im Münzfächli: Wir geben den wertbeständigen, sauberen Räppler ab und kriegen schmuddeliges Papier als Ersatz.
Askforce Nr. 609,
13. Mai 2013