Ein Selfie von jemand anderem?

«Kann ich mit meinem Smartphone ein Selfie von jemand anderem machen oder geht das nur mit dem Handy von jemand anderem?» Diese Frage und zwei weitere stammen von Helmut U. aus Berlin: «Gibt es Unterschiede zwischen iPhone und Samsung?» Und: «Gehen Selfies mit Huawei direkt an Xi Jiing?» Zur Einordnung: Herr U. hat mit seinen Fragen auf eines unserer Montagmailings reagiert. Wir hatten behauptet, wer in einem Zugabteil sein Gegenüber spontan um ein Selfie bitte, sorge für latente Heiterkeit. In diesem Witz steckt bereits die Antwort auf Ihre erste Frage, Herr U.: Es ist unmöglich, ein Selfie von jemand anderem zu machen – sonst wäre es kein Witz. 

Zu den Smartphone-Typen: Womöglich gibt es bei verschiedenen Betriebssystemen Unterschiede beim Abspeichern von Selfies. Dafür gibt es nämlich zwei Möglich­keiten: spiegelverkehrt oder nicht spiegelverkehrt. Vielleicht ist das neu für Sie, Herr U.: Wenn Sie ein Selfie machen, sehen Sie sich auf der Anzeige wie in einem Spiegel. Schauen Sie das Bild aber später an, stellen Sie normalerweise fest, dass es «normal» gespeichert wurde. Wir führen das nicht weiter aus. Falls Sie den Punkt nicht auf Anhieb begreifen, können Sie selbst Tests durchführen. Zum Beispiel mit einem T-Shirt, auf dem HELMUT steht. 

Das gleiche Phänomen lässt sich übrigens bei Videokonferenzen beobachten: Sie sehen sich selbst wie in einem Spiegel, während die anderen Leute «normal» gedreht sind. Falls Sie auch das nicht begreifen, können Sie beim nächsten Video-Meetings mal abwechselnd die Brauen hochziehen. Tun Sie das aber nur, wenn eine Person spricht, die in der Hackordnung unter Ihnen steht. Eine hohe Braue wirkt provokativ. Falls Sie den Brauentrick nicht beherrschen und/oder im Team der Underdog sind: Es funktioniert auch mit Ohrenanfassen.

Und dann fragen Sie noch, Herr U., ob mit chinesischen Smartphones aufgenom­mene Selfies direkt an «Xi Jiing» gehen? Wir wollen nicht unhöflich sein, Herr U., darum fragen wir höflich, wie das Google tun würde: Meinten Sie Xi Jinping? So oder so: Für Ihr Smartphone wäre es ein Leichtes, alle zehn Minuten ein Bild von Ihnen zu machen, sozusagen ein Auto-Selfie, und es zu versenden – sei es nach China oder ins Silicon Valley. 

Das Schöne daran: Auf diesen Auto-Selfies sähe man nicht nur, wie Sie an den Fingernägeln kauen oder in der Nase bohren. Man sähe auch, wie Sie aussehen, wenn Sie etwas anschauen. Zum Beispiel eine Karikatur (die ebenfalls an Xi überstellt würde), bei der Sie den Witz nicht verstehen.

Askforce Nr. 1083
24. Juli 2023