Es fragt uns Frau H. B. aus Muri b. Bern: «Können Sie für mich bitte ausfindig machen, was man(n)/frau mit all den ‹Zapfen›/Korken, die nach einem Wein-/ Champagner-Trinkgelage oder auch während des Jahres so anfallen, anstellen kann?» Früher habe man diese «an irgendeine Stelle» zum Zwecke des Recyclings retourbringen können, «was ich begrüssen würde, des Korkbaumes (Korkeiche) wegen».

Werte Frau H. B.: Wir werden Ihre Frage nicht so beantworten, wie Sie das wünschen, wir werden keine Sammelstelle für Korkzapfen benennen. Dafür können wir Ihnen Ihr Leben vereinfachen, indem wir Ihre Furcht abbauen, politisch unkorrekt zu handeln.

  • Erster Schritt: Statt umständlich «man(n)/frau» zu schreiben, verwenden Sie künftig, wenn Sie etwas selbst betrifft, doch einfach die erste Person Singular: «Was kann ich mit all den ‹Zapfen›/Korken anstellen…»
  • Zweiter Schritt: Veranstalten Sie auch während des Jahres und nicht nur in der übrigen Zeit gelegentlich ein Wein-/Champagner-Trinkgelage. So haben Sie dann viel mehr Zeit dafür. Ein Tipp nebenbei: Reorganisieren Sie Ihre Gelage zu Champagner-, Wein- und Digestif-Gelagen. Das ist die bekömmlichere Reihenfolge.
  • Dritter und wichtigster Schritt: Machen Sie sich kein Gewissen der Korkeichen wegen! Denn sehen Sie: Zur Produktion von Zapfen werden die Korkeichen nicht gefällt. Die Landwirte in den mediterranen Ländern entfernen hierfür bloss einen Teil der Rinde. Die Bäume gehen deswegen nicht ein. Es handelt sich dabei um eine uralte Praxis, die zudem vielen Landwirten zu Arbeit und Einkommen verhilft. Mit Ihrer Korkensparerei beraubten Sie, Frau H. B., die armen Bauern eines Teils Ihrer Existenzgrundlage.

Wollen Sie das? Sind Ihnen unversehrte Korkeichen tatsächlich wichtiger als die Bauernfamilien mit ihren mindestens zehn ausgemergelten Kindern, die alle nach Suppe und Brot lechzen? Wenn ja, dann fragen wir Sie, Frau H. B.: Warum trinken Sie überhaupt Champagner und Wein? Ist es nicht so, dass bei der Weinkelterung Milliarden von Samen, die in den Traubenbeeren verborgen sind, unwieder­bringlich zerstört werden und sich nicht zu schönen Rebstöcken entwickeln dürfen, die Armen? Eben. Besser, Sie sparen bei den Plastikverpackungen und gönnen sich dafür täglich ein Glas Rotwein! Prost!

 

Askforce Nr. 105,
22. Januar 2003