Wir kommen heute zur gravierenden Frage, was einer noch essen darf, wenn er ein guter Mensch bleiben will. Die vegane Marianne W. aus K. etwa leidet: Ständig müsse sie sich fürs «richtige Handeln» rechtfertigen. Trotzdem glaubt sie, ihren Humor nicht verloren zu haben, und schreibt: «Glauben Sie nicht auch, dass der Veganismus die Welt wirklich umfassend besser machen kann? Selbst Vampire und andere Blutsauger macht er zu sanften Geschöpfen!»

Hier spricht ohne Zweifel die Überzeugte. Aber vielleicht hat Vegamarianne ja irgendwie recht? Vielleicht wäre bereits die ganze Kindererziehung sanfter ohne all die fleischfixierte Gewalt in Märchen? Vielleicht würden die Jüngsten in der Tat hören wollen: «… und dann frass der Wolf den sieben Geisslein die Sojaschrotpausenbrötchen weg!» (Grimm, vegan)

Gehen wir der Sache auf den Grund! «Veganismus macht Vampire brav» ist eine normative Glaubensaussage, ein Dogma. Wie es Dogmen an sich haben, ist auch dieses katzfalsch. Zugegeben, die Chance, einen echten Vampir anzutreffen, der einem leidenschaftlich seine Eckzähne in die Aorta haut, ist denkbar klein. Aber sogar wenn sie alle veganisiert sein sollten, gilt: Vampir bleibt Vampir. Da karma nix machen.

Bei ihrer Recherche («The Bloodsucker Papers») stellte die Askforce nämlich fest, dass die gezähmten Blutsauger einfach in viel sublimerer Form ihrer Bestimmung folgen. So muss doch zum Beispiel auffallen, wie alle Finanzdienstleister unsere Lebenszeit und -freude absaugen, indem sie uns ihre ganze Arbeit tun lassen und wir noch draufzahlen. Wenn einem also beim E-Banking – oder dem anderen an uns ausgelagerten administrativen Krempel – die eigene Halsschlagader auffällig juckt, dann ist er da, der Beweis: Das ist Vampirismus reloaded. Aber gegen ihn nützt der beste Knoblauch nichts.

Vielleicht sickert das vampirisch Übergriffige sogar in uns alle ein? Hand aufs Herz, Frau Marianne: Fragezeichenlose Fragen wie «Glauben Sie nicht auch, dass…» sind doch bei Lichte betrachtet als Frage verkleidete kleine Bisse: Nie gehts darum, des anderen Position zu erfragen, sondern nur darum, dem Vis-à-vis die eigene Meinung einzuimpfen.

Askforce Nr. 897,
18. März 2019