«Kann mir vielleicht die Askforce erklären, warum es in jedem Schweizer Sandwich unbedingt auch noch eine Scheibe Tomate und/oder ein Stück Essiggurke braucht, sodass das Brot widerlich matschig wird?»
Was uns an Ihrer Formulierung missfällt, liebe Frau S. W. aus Bern, ist, dass Sie eine Doppelfrage stellen, deren erster Teil Zweifel an der Kompetenz der Askforce ausdrückt: Dass wir alles beantworten können, ist schlicht daran zu erkennen, dass wir bisher auch alles beantwortet haben. Mit dem «vielleicht» betonen Sie Ihre Zweifel zusätzlich. Das trifft uns, Frau W. Aber professionell, wie wir sind, liefern wir Ihnen jetzt eine Antwort zu den Tomaten und Gurken in Sandwiches.
Wie Sie vielleicht wissen, kämpft die Schweizer Lebensmittelindustrie ums Überleben, bedrängt von der Rappenspalter-Kundschaft, die schon bald in Aldi- und Lidl-Paradiesen nach den günstigsten Joghurts suchen wird, falls sie diese nicht in den M-Budget- und Prix-Garantie-Regalen von Migros und Coop angeboten erhält. Die Marge wird also weiter schrumpfen, und da gibts nur eines: Die Menge erhöhen, um den Gewinn zu halten! Eine erfolgreiche Strategie ist, möglichst viele Unterprodukte in möglichst viele Hauptprodukte zu verpacken. Nach diesem Motto werden Sandwiches mit Tomaten und Essiggurken aufgepeppt – ganz so, wie zum Beispiel Autos mit Schaltstockheizungen und Zehen-Airbags ausgerüstet werden.
Nun beklagen Sie sich, Frau W., über das Matschigwerden des Brotes! Wir haben bei den Produzenten nachgefragt: Nur ganz Bedepperte, so haben deren Tests gezeigt, halten Sandwiches waagrecht vor dem Gesicht und lassen die Säfte ins Brot sickern. Die meisten haben längst begriffen, dass sie das Essensgut senkrecht halten müssen. So flutschen Tomaten und Essiggurken diskret raus, bevor das Brot feucht wird! Die «geneigten Sandwich-Esser» eilen vornübergebeugt und mampfend durch die Strassen, eine unauffällige Spur von Tomaten und Essiggurken hinter sich lassend. Jetzt haben Sie vielleicht was gelernt, Frau W.!
Askforce Nr. 208,
14. Februar 2005