Aus dem nahen Bern erreicht uns folgende Zuschrift: «Damit das geklärt wäre (Smiley): vielleicht (z. B. bei Notstand) eine Frage für die Askforce: Warum finden Frauen in ihren Taschen nie das, was sie suchen? Antwort an sich klar, aber gut ausschmückbar, sogar pseudo-philosophisch (Smiley) lg Frau P.»

Sehr geehrte Frau P., irgendwie fühlen wir uns von Ihnen nicht ganz ernst genommen. Zuerst einmal unterstellen Sie uns einen «Notstand». Wieso denn bloss? Wo verorten Sie das Problem? Entwarnung: Uns gehts prächtig!

Und wir sind, werte Dame, das Kompetenzzentrum für die Beantwortung von Fragen. Als ausgewiesene Pseudophilosophin haben Sie sich vermutlich schon mit der entsprechenden Begriffsdiskussion befasst, doch sicherheitshalber hier die allgemein verständliche Definition:

«Eine Frage ist eine Äusserung, mit der der Sprecher oder Schreiber eine Antwort zur Beseitigung einer Wissens- oder Verständnislücke herausfordert. Die Antwort ist ein Satz, der die Leerstelle ausfüllt, die in einer Frage stets enthalten ist.»

Nun haben Sie uns ja gar keine echte Frage gestellt: Nein, für Sie ist die Antwort «ja an sich klar». Es gibt also gar keine Wissenslücke zu beseitigen. Der Verdacht erhärtet sich: Sie nehmen uns nicht für voll. Trotzdem sollen Sie von uns eine Antwort erhalten. Oder sogar mehrere…

Denn: Interessant ist, dass justement im vorliegenden Beispiel die entscheidende Leerstelle entweder physisch fehlt (These A), oder – ganz im Gegenteil – gerade das eigentliche Thema der Antwort darstellt (These B).

These A: Kurzer Einschub: Wir mögen keine Verallgemeinerungen. Es gibt keine «Frauen», die «nie» finden, was sie suchen. Und es gibt Männer, die jeden zweiten Tag ihrem Portemonnaie oder den Schlüsseln hinterherjagen – eben gerade, weil sie keine Tasche haben, in der solche Artikel praktischerweise zentral gelagert und mitgeführt werden. Item, zurück zu These A: Nur in einer (zu) gut gefüllten Tasche, also einer Tragehilfe ohne Leerstellen, ist die Nichtauffindung eines bestimmten Objektes überhaupt möglich. Volkstümlicher gesagt: Die von Ihnen bezeichneten Frauen räumen ihre Taschen zu selten auf; in den Beuteln sammelt sich so über Tage und Wochen eine Unzahl von Dingen an. Bref: Es herrscht ein Durcheinander. Und ja, Frau P., wir wissen, dass genau dies die «an sich klare» Antwort war. Die Askforce ist ein gendersymmetrisches Gremium, und die Handtäschlifrage wird in jeder Frauenzeitschrift breitestens erörtert. Wir wollen sie genau darum nicht noch ausschmücken. Sorry.

These B: Das Objekt kann nicht aufgefunden werden, weil es sich gar nicht in der Tasche befindet. Hand aufs Herz, Frau P.: Diese Option haben Sie gar nicht in Erwägung gezogen. Und sie ist so bündig und stringent, dass auch sie nicht ausgeschmückt werden muss.

Zum Schluss erlauben Sie uns noch eine kleine Rückfrage, Frau P.: Warum grinsen Sie eigentlich dauernd (Smiley)?

Askforce Nr. 819,
21. August 2017