«Warum muss immer ich die leeren Papierrollen in der Toilette auswechseln?» Das fragt R. B. aus S. sich selber und die Askforce. Sie erklärt: «Gehe ich auf die Toilette, ist häufig die Papierrolle leer. Warum verbraucht meine Vorgängerin das letzte Papier, ersetzt aber die Rolle nicht? Ist es etwa mein Schicksal, immer die Toilettenpapierrolle ersetzen zu müssen? Müssen die einen immer und die anderen nie?»
Um an der letzten Frage anzuknüpfen: Alle müssen, Frau B., immer wieder. Das liegt in der menschlichen Natur. Und alle brauchen in unseren Breitengraden hin und wieder WC-Papier. Das ist eine unserer tieferen kulturellen Prägungen. Und eine Rolle Toilettenpapier ist endlich, auch bei äusserst sparsamem Verbrauch.
Entscheidend ist, was geschieht mit der leeren Rolle? Eine kleine – anonym durchgeführte – Umfrage innerhalb der Askforce zeigt, dass diese Frage tatsächlich alle beschäftigt. Und erstaunlicherweise haben alle das Gefühl, sie müssten andauernd die leere Rolle ersetzen, weil es die anderen nie tun. Es scheint, als hätten wir es mit einer Art kollektiver Rollen-Psychose zu tun. Dagegen anzugehen, ist nicht einfach.
Immerhin ist es eine Erleichterung, das müssen auch Sie zugeben, Frau B., dass wir Betroffenen endlich offen über unser Problem reden können. Ziel der Gruppentherapie muss sein, dass alle nach freiem Willen, nach Lust und Laune sozusagen, eine leere Toilettenpapierrolle hängen lassen oder auswechseln können. In nächster Zeit versuchen wir es vorerst einmal mit Hängenlassen. Sind Sie dabei, Frau B.?
Etwas gilt es noch anzufügen: Der Wert einer leeren WC-Rolle ist beträchtlich. Man stelle sich nur all die Bastelmöglichkeiten vor: Kerzenhalter, Büromaterial-Behältnis, Kaleidoskop… Deshalb muss man auch dankbar sein für jede leere Rolle, Frau B.!
Askforce Nr. 106,
29. Januar 2003