Der Untergang

Wenn eine Frage untergeht, wo kommt sie dann wieder hoch?» – Das fragte uns Philipp G. anlässlich einer Fragestunde der Askforce im Kulturlokal ONO in Bern. Wie das bei guten Fragen oft der Fall ist, wirft Philipps Frage einen ganzen Strauss von Folgefragen auf.

Die erste: Wo gehen Fragen unter? Im Westen oder im Thunersee? Wenn sie im Westen untergehen, welche Farben gibt das? Und was den Thunersee betrifft:
Sind wir sicher, dass Fragen nicht vielleicht doch schwimmen können? Zweifel sind angebracht. Folgende Frage beispielsweise scheint auf den ersten Blick praktisch unsinkbar: «Schatz, hast du die Schwimmflügeli eingepackt?» Bis sie von der Antwort gnadenlos in die Tiefe gezogen wird: «Ja, sie sind zuunterst im Seesack, gleich beim Schnorchel.»

Das ist freilich erst eine oberflächliche Betrachtung. Die philippsche Frage verdient eine Antwort mit mehr Tiefgang. Und so gilt es zu überlegen: Können Fragen in einem Land, das über so gut dotierte Rettungsorganisationen wie die Schweiz verfügt, überhaupt untergehen? Und auch unser Parlament beweist ja, dass Fragen zum Teil Jahrzehnte obenauf schwimmen können, ohne je in Richtung einer Antwort zu sinken. So wie jene Entlein auf dem Jahrmarkt, die seit Generationen im Kreis herumschwimmen und von Kleinkindern mit Haken herausgefischt werden können. Drei Entlein für 5 Franken.

Aber wir schweifen ab. Denn Philipp, das zeigt seine Frage, ist sich ja sicher, dass Fragen untergehen. Und er vermutet offenbar, dass sie in der Tiefe relativ lange ohne Sauerstoff auskommen, wie Welse in der Winterstarre am Grund des Thunersees. Bis niemand mehr weiss, wann und wo sie wieder auftauchen.

Ausser der Askforce – sie weiss es genau: Untergegangene Fragen tauchen in der Regel bei Oberhofen wieder auf, einzelne vor Hilterfingen. Sie schwimmen dann gemütlich an Land, legen sich in die Sonne, lassen sich trocknen – und fragen dann: «Schatz, hast du die Sonnencreme eingepackt?» Als wäre nichts gewesen.

Askforce Nr. 1111,
5. Februar 2024

Nachtrag

Ja, die Antwort ist so simpel, wie sie hier steht. Man mag das glauben oder nicht. Doch Philipps Frage ist auf jeden Fall ein Sonderfall: Denn sie ist die 1111. ihrer Art seit der Konstituierung der Askforce zu Baeginn des Jahrtausends.
Eine Jubiläumsfrage also, die in der Geschichte der Berner «Fachinstanz für alles» für immer eine herausragende Stellung einnimmt.