Das Rätsel am Käfigturm

Ein Berner namens Benno N. stellt der Askforce folgende unmissverständliche Frage: «Könnten Sie mir erklären, wie man die Zeit am Käfigturm abliest? Besten Dank.»

Ja, Herr N., können wir. Erstens sowieso. Zweitens sind Sie der Askforce spontan sympathisch. Denn Sie interessieren sich auch für die unspektakulären Seiten unserer Stadt. Ist doch die Käfigturm-Uhr die unscheinbare Schwester der Zytglogge-Uhr stadtabwärts mit all ihrem astronomischen und figürlichen Schnickschnack. Oder haben Sie je einen japanischen Touristen zur vollen Stunde am Käfigturm warten sehen? Drittens, werter Herr N., rätseln Askforce-Mitglieder genau wie Sie über die Zeitangabe am Käfigturm. Endlich wagt einer öffentlich zu fragen! Und viertens hat die Askforce in casu Experten-Hearings durchgeführt (Stadtarchiv, Forum Käfigturm).

Hier die Quintessenz, zeitlich gerafft: Die Uhr am Käfigturm, Herr N., datiert von 1690/91. Es handelt sich um eine Einzeiger-Uhr. Sie zählt lediglich die vollen Stunden – mit einer Art Schwurhand vorne am Zeiger, während am unteren Ende ein Mond prangt. Uhren mit Minuten- oder gar Sekundenanzeige waren mangels geeigneter Getriebe erst im 18. Jahrhundert möglich. Wollen Sie also in heutiger moderner Zeit am Käfigturm die Zeit ablesen, können Sie wohl den Stundenstand recht leicht erkennen – den Minutenstand hingegen müssen Sie anhand der Abstände erraten.

Doch derzeit geht gar nichts, wie die Askforce erfahren musste. Die Käfigturm-Uhr ist aus Sicherheitsgründen seit Wochen auf zwölf Uhr stillgelegt. Die 70-Kilogramm-Betonelemente, die innen die Uhr antrieben und alle 36 Stunden von der Securitas gerichtet wurden, drohten herunterzufallen.

Keine Sorge, Herr N., die Askforce konnte sich vergewissern, dass der Kanton als Besitzer des Käfigturms nun schaut, wie wieder ein sicherer Uhrenbetrieb gewährleistet werden kann. Doch offenbar, Herr N., ist die Käfigturm-Uhr seit jeher etwas störrisch. Es sei vorgekommen, dass sie um 7 Uhr bereits 8 Uhr geschlagen habe oder um 20 Uhr bereits 21 Uhr, was Nachbarn und Abendverkaufsvolk irritiert habe. Aber liebevoll!