«Können Sie mir erklären, warum Herr Christoph Blocher an Fraktionssitzungen seiner Partei teilnimmt, obschon er weder National- noch Ständerat ist und somit nicht Mitglied einer Fraktion sein kann? Sind die National- oder Ständeräte seiner Partei hilflos und ratlos ohne ihn?»
Selbstverständlich nicht, Frau Y. H. aus U.. Es handelt sich hier vielmehr um kontrollierte Machtabgabe, analog der kontrollierten Heroinabgabe. Viele Politikerinnen und Politiker zeigen ja Anzeichen von Suchtverhalten. Sie sind süchtig nach Einfluss und Öffentlichkeit. Ein deutscher Bundespräsident sprach einmal offen von der «Droge Politik». Schon 1919 hatte der Soziologe Max Weber gewarnt, Politiker-Machtstreben könne Gegenstand von Selbstberauschung werden.
Bei der Abwahl aus dem Bundesrat traf es mit Herrn Christoph Blocher einen schwerst Einflussabhängigen. Mittels kontrolliert abgegebener Macht-Dosen im hygienisch unbedenklichen Rahmen der SVP-Fraktionssitzungen wird ihm nun der schrittweise Ausstieg und der Wiedereinstieg in ein normales Leben ermöglicht. Die kontrollierte Abgabe soll auch verhindern, dass sich Süchtige den Stoff mit krummen Touren beschaffen. Herr Blocher ist diesbezüglich noch nicht ganz so weit, wie seine Beschimpfung der SVP Thurgau als «faules Nest» gezeigt hat. Gelungen ist hingegen die Stabilisierung der Wohnsituation: Die Absteige in der dunklen Berner Brunngasse hat Blocher aufgegeben. Auch lungert er weniger häufig als früher beim Bundeshaus herum.
Warum die SVP das Prinzip der Drogenabgabe übernimmt, wo sie diese doch bekämpft hat? Auch darauf hat die Askforce selbstverständlich mehrere Antworten parat, hier nur ein Auszug. Es ist ja nicht verboten, ein erfolgreiches Modell zu kopieren, und die Partei bleibt sich trotz allem treu: Anstatt die Kosten für die kontrollierte Machtabgabe in sozialistischer Manier der Allgemeinheit aufzubürden, finanziert die SVP sie eigenverantwortlich aus der Fraktionskasse.
Askforce Nr. 407,
9. März 2009