Da müsse er als «alter» «Bund»-Abonnent doch einmal die Dienste der Askforce in Anspruch nehmen, schreibt uns Peter B. aus Grenchen. Neulich habe er am Radio wieder einmal Sina, «die ich sehr bewundere», mit ihrem Hit «Es isch der Suhn vom Pfarrer gsi . . .» gehört. Nun frage er sich halt schon, wie dieses Lied, in dem die Sängerin davon erzählt, wie der Pfarrerssohn sie verführt hatte, überhaupt von einer Walliserin gesungen werden könne. «Das ist doch ein wenig viel Zölibat-Vergehen und Unzucht – oder nicht?», fragt er.

Danke für Ihre interessante Frage, Herr B. Allerdings müssen wir Sie leider darauf aufmerksam machen, dass Ihnen ein Fehler unterlaufen ist. Und zwar in der Gedankenkette, die Sie offenbar aufgrund allgemeiner Annahmen geschmiedet haben: Wallis / katholisch / zölibatär lebende Pfarrer / keine Pfarrerssöhne / Sina, die in Gampel aufgewachsen ist, kann daher gar nicht von einem Pfarrerssohn verführt worden sein.

Was Sie nicht berücksichtigt haben, Herr B., sind die Reformierten im Wallis. Die sind – wie ihrer Webseite zu entnehmen ist – dort schon «seit dem XIX. Jahrhundert präsent». Das heisst: Im Wallis gibt es sehr wohl Pfarrerssöhne. Und sie befinden sich erst noch in einer superprivilegierten Situation. Weil es keine katholischen Pfarrerssöhne gibt und – gemessen an der Grösse des Territoriums – nur wenige reformierte, kann jeder von ihnen nahezu konkurrenzlos agieren. Mit ihrem Pfarrhaus-Hintergrund sind sie von Natur aus Männer des salbungsvollen Wortes und damit Frauenversteher. Diesen Trumpf spielen sie gnadenlos aus. Und selbst wenn ein Mädchen zu schnell zu viel will, wissen sie die richtige Antwort: «Alles hat seine Zeit.»

Askforce Nr. 365
5. Mai 2008