Herr K. lebt in Zollikofen und arbeitet in Zürich. Seinen Arbeitsweg im Zug verbringt er nicht etwa blöd dösend. Nein, er beobachtet die Natur und macht sich poetische Gedanken darüber, beispielsweise über die Bise: «Die Grashalme auf der Matte sind alle gleich ausgerichtet, die Bäume biegen sich leicht und zeigen die Blätter von der Unterseite. Die Landschaft wirkt wie gekämmt, von Ost nach West. Da ist sehr viel Luft intensiv unterwegs.»
Und K. fragt: «Wird die Bise eigentlich gestossen oder gezogen? Oder ganz konkret: Hat es in Zürich zu viel Luft, sodass sie dergestalt gestossen eilends nach Bern ausweichen muss? Oder hat es in Bern zu wenig Luft und wird deshalb von Zürich her angezogen?»
Wir wollen die Sache strukturiert angehen: Es stimmt, Zürich produziert sehr viel Luft. Weils dort vor lauter Metropole für gar nichts Platz hat, muss sich diese von Zürich weg bewegen. Wenn Sie nun aber meinen, Sie hätten uns mit Ihrer Frage dazu verführt, ins allseits beliebte und sattsam bekannte Spiel «Alle-gegen-Zürich» oder «Zürich-Bashing« einzustimmen, täuschen Sie sich. Die Askforce bleibt nicht beim erstbesten Klischee hängen!
Die Luft bewegt sich also von Zürich weg, beispielsweise Richtung Bern. Sie wird aber nicht, wie unser Fragesteller irrtümlicherweise meint, von Bern angezogen. Die Luft zieht – wie fast alles – praktisch spurlos an Bern vorbei, weiter gen Westen. Und damit, Herr K., sind wir beim Kern Ihrer Frage angelangt: Nicht die Bise beschäftigt Sie, sondern die fehlende Anziehungskraft Berns! Herr K., Sie versuchen verzweifelt zu verstehen, warum Sie es nicht schaffen, ganz in Bern zu sein. Zwar wohnen Sie hier, fliehen aber gleichzeitig aus Bern, indem Sie nach Zürich zur Arbeit pendeln. Die Lösung, Herr K.: Arbeiten Sie an sich und an Bern, damit mehr Spannung entsteht!
Askforce Nr. 225,
27. Juni 2005