Ausserirdische im Schrottgürtel sündiger Erdbewohner

Nach unserem heutigen Forschungseinsatz in der askforceeigenen Sternwarte befas­sen wir uns leicht beschwingt mit der Frage von Bodo G. aus T. Er fragt: «Sind die Ausserirdischen – deren Existenz ja inzwischen statistisch betrachtet als wahrschein­lich gilt – auch von der Erdsünde gezeichnet? Es wäre ja etwas gar viel Zufall, wenns auf Exoplaneten nebst ausserirdischer Intelligenzija auch noch gleich die für den dummen Sündenfall nötigen Äpfel und Schlangen gäbe?»

Die Frage ist angesichts ihrer galaktischen Dimension im ursprünglichsten Sinne «abgespaced» und immens wichtig. Die Erdsünde – nicht zu verwechseln mit der Erdsonde – ist eine Erfindung von Gott beziehungsweise von jenen, die seine Ge­schichte aufgeschrieben haben. Moraltheologen und Erbrechtsspezialistinnen reden in diesem Zusammenhang auch gerne von Erbsünde. Aber Bodo T.s Schreib­weise Erdsünde ist weit passender: Das Phänomen ist ja sehr irdisch und bezeich­net die Ursünde.

Diese, auch als peccatum originale oder peccatum hereditarium bezeichnete Lehre besagt: Schuld am Unheilszustand dieser Welt ist – wie könnte es anders sein – eine Frau. Nämlich Adams Frau Eva, die im Garten Eden von der süssen Paradiesfrucht gegessen hat, obwohl es ihr verboten war. Seither wird jeder Mensch als Nachfahre dieser Ureltern als sündhaftes Wesen geboren. Die schlechte Nachricht also: Nie­mand kann sich der Ursünde entziehen, kein Mensch auf und ausserhalb der Erde (Astronaut:innen auch nicht). Die gute Nachricht: Wir können uns von ihr durch Weih­wasser reinwaschen lassen (Taufe) oder uns rein essen (z.B. regelmässige Einnah­me von Hostien).

Nun aber zur Frage, ob die Ausserirdischen auch von der Erdsünde gezeichnet sind. Die gute Nachricht: In direkter Weise nicht. Die Erdsünde betrifft einzig und allein die Erdbewohner und deren direkte Nachfahren. Sie kann weder durch marsmännische Intelligenz noch durch merkurhaftes, ja nicht einmal durch exoplanetarisches Sün­digen herbeigeführt werden. Ganz egal übrigens, ob daneben Äpfel wachsen oder Schlangen schlängeln – für böse Taten reichen auch das bisschen Wasser auf dem Mars und die Steinbrocken auf dem Mond aus. Ausserirdische erben die Sünde sowie Geld, Schmuck und das Chesterfield-Royal-Ecksofa also nur, wenn sie vorgängig adoptiert wurden – so wie E.T. zwischenzeitlich.

Die schlechte Nachricht: Dass Ausserirdische trotzdem durch die Erdsünde ge­zeichnet, wenn nicht gar entstellt werden, können wir leider nicht ausschliessen. Denn wegen des sündhaften Verhaltens der Erdbewohner fliegen immerhin 7000 Tonnen Schrott durchs All – und somit potenziell Ausserirdischen um die Ohren (sofern sie welche haben). So gesehen sind Sternschnuppen übrigens nicht nur schön, sondern zunehmend säubernd: Ab und an sind es ja Schrottteile, die da so schön verglühen.

Askforce Nr. 1032
8. August 2022