D. B.verteidigt zur Zeit wieder einmal pflichtbewusst in der schweizerischen Militärarmee die Nation. Wir erwähnen dies hier mit der nötigen Diskretion nur deshalb, weil der erfahrene Wehrmann D. B. gegenüber der Ask-Force einräumen musste: «Die Armee wirft viele Fragen auf.»

Wegen der Gefahr des militärischen Geheimnisverrats kann die Askforce aufs Inhaltliche leider nicht weiter eingehen. Aber sie erachtet die Aussage von D. B. als geeignet, für einmal auf das physikalische Verhalten von aufgeworfenen Fragen einzugehen. Wesentliche Aspekte werden da nämlich allzu oft verdrängt: Wie hoch werden die Fragen aufgeworfen? Wo fallen sie hin, wenn sie wieder mal runter kommen? Warum werden Fragen überhaupt aufgeworfen?

Die Frage per se, dieses Werkzeug auf dem Weg zu Antwort, hat in aufgeworfener Form in der Tat ein sehr flüchtiges Verhalten. Weil aufgeworfene Fragen in aller Regel ein sehr bescheidenes Eigengewicht aufweisen, ist ihre parabelförmige Flugbahn sehr steil. Meistens diffundieren aufgeworfene Fragen rasch in äussere atmosphärische Schichten. Gemäss älterer Theorien lösen sich hoch genug aufgeworfene Fragen anschliessend im Äther rückstandsfrei auf. Diese Eigenheiten werden leider oft missbraucht. In der Politik etwa werden Unmengen von Fragen zu brennenden Themen aufgeworfen, wobei genau genommen von Beginn weg fest steht, dass nicht wirklich eine Antwort erwartet wird. Das Aufwerfen von Fragen ist hier eher ein spätheidnisches Ritual mit dem Ziel, kein zweites Mal aufs Thema eingehen zu müssen. Wir alle kennen die abwehrende Floskel: «Diese Frage wurde doch längst schon aufgeworfen!» Ergo sind aufgeworfene häufig de facto weggeworfene Fragen. Wer dieser Hinfälligkeit entgegenwirken will und sich ausserdem vor klaren Antworten nicht fürchtet, verzichtet besser aufs Aufwerfen und stellt stattdessen Fragen – klar formuliert, klar adressiert und mit ziemlich viel Courage.

Askforce Nr. 279
7. August 2006