«Darf ich den Hund meines Nachbarn präventiv abknallen?», fragt Reinhard L. aus dem Simmental. Hunde seien direkte Abkömmlinge des Wolfes, und der Wolf dürfe doch jetzt mit Bundesrat Röstis Segen vorbeugend eliminiert werden, erklärt Herr L. sein Ansinnen. Hunde störten ihn und «könnten mich in die Waden beissen, wenn ich mich entschlösse, aufs Alter hin doch noch mit Joggen zu beginnen.»

Der Einzige, der uns gerade sehr bissig vorkommt, ist Herr L. selber. Allerdings trachtet er Nachbars Wauwau vermutlich nicht wirklich nach dem Leben. Das arme Tier dient ihm wohl mehr als Mittel zum Zweck, die Wolfspolitik der Landesregierung zu kritisieren. Durch den stark übertriebenen Vergleich möchte Herr L. ausdrücken, wie problematisch er selbige findet.

Doch seine Frage steht im Raum, und der Beantwortungsvorgang bei der Askforce hat angefangen. Wir funktionieren da ähnlich wie Pawlows Hunde, bei denen der Klang einer Glocke genügte, um Speichelfluss und Magensaftsekretion auszulösen. Uns hat das Fragezeichen konditioniert.

Stimmt, der Hund stammt vom Wolf ab. Zugleich belegen Hervorbringungen wie Rettungshund Barry, Kosmonautin Laika oder der schauspielernde Lassie, welch eindrückliche Domestizierung er seit der Steinzeit durchlaufen hat. Auch die vielen sympathischen Hunde im Therapiebereich und im Kampf gegen die Drogenkriminalität sprechen dagegen, zum Halali auf ihresgleichen zu blasen.

Jagdminister Rösti selber dürfte hin- und hergerissen sein. Einerseits könnte mit dem Problem der Hundehaufen auf bäuerlichen Wiesen aufgeräumt werden. Andererseits würde hernach auf den Höfen die knurrende Hilfskraft fehlen, die Wandersleute und Jogger wie das Alters-Ego von Herrn L. vom Gras fernhält.

Ein nicht zu unterschätzender Faktor ist, dass im Bundesrat mächtige Hundefans sitzen. Finanzministerin Keller-Sutters Terrier Picasso, liebevoll Picceli genannt, verblich zwar 2019. Doch sie hat inzwischen einen Patenhund: Zeus. Und die Hündin des neuen Justizministers Jans heisst Jua, was auf Suaheli Sonne bedeutet.

Der Askforce scheint zudem, dass der Fragesteller seine Eventualattacke auf Hunde nicht zu Ende gedacht hat. Welche treuen Seelen sind eine Alternative zur Flinte, wenn es darum geht, Wolfsrisse zu verhindern? Doch wohl die Herdenschutzhunde. Wenn unser Wolfsfreund Herr L. deren Gattung meucheln will, schneidet er sich ins eigene Fleisch.