«Immer, wenn ich mit GPS Auto fahre, staune ich, wie viel Geduld der Navi-Mann hat – selbst wenn wir uns unter Missachtung seiner Anleitung verfahren, behält er immer die gleiche Geduld. Wie kann das sein?»

Liebe Fräulein Zoccoli – oder besser: Ach, Fräulein Zoccoli! Sollten Sie mit Ihrer Frage auf ein paar billige Kalauer über lechts, rinks und den Orientierungssinn von Frauen spekulieren, wenden Sie sich bitte nicht an die Askforce, sondern an Peach Weber.

Aber so, wie wir Sie kennen, Fräulein Zoccoli, ist das gar nicht Ihre Absicht. So, wie wir Sie kennen – wir erinnern uns mit Schaudern an Ihre Frage über Männer in zu engen Velohosen im Gartenrestaurant ­–, erhoffen Sie sich etwas ganz anderes von der Askforce: eine eingehende Betrachtung des Navi-Mannes.

Na denn, Fräulein Zoccoli, das sollen Sie haben. Schnallen Sie sich an, die Fahrt geht los.

Der kleine Koffer ist gepackt, der Kochherd abgestellt. Sie wollen ins Wellness-Weekend mit Infinity-Pool, Sauna und Dampfbad in Bad Ragaz – landen aber vor der Kadaversammelstelle des Nachbardorfs, weil sie sich verfahren haben. Der Navi-Mann lässt sich nichts anmerken und navigiert Sie von Zollikofen über Nidau weiter nach Thun und via Lausanne, Altdorf und Bellinzona mit einem kurzen Schwenker über Zernez schliesslich doch noch nach Bad Ragaz. Unbeirrt von Ihren Irrfahrten, aufmerksam, nachsichtig, unerschütterlich ist er mit seiner sonoren Stimme, dem sexy englischen Akzent, dem imaginierten Dreitagebart und dem Sixpack unter dem Hawaiishirt stets an ihrer Seite. Wie seinerzeit der junge Fahrlehrer Bruno, im VW Golf. Zum Glück verfügt Ihr Auto heute über eine leistungsstärkere Klimaanlage.

Er lebt total in der Gegenwart, Ihr Navi-Mann. Er möchte Sie bei der Autobahn­ausfahrt Mägenwil zum Abzweigen verführen. Doch Sie, Fräulein Zoccoli, halten unbeirrt geradeaus, nur damit Sie schon bald wieder seine Stimme hören.

Und natürlich liefert der Navi-Mann. Mägenwil hat er längst hinter sich gelassen. Ihn kümmert nicht, was war, er weiss, was kommt. Geistig ist Ihr Navi-Mann schon kurz vor Baden-West. Sanft meldet er sich aus dem High-Fidelitiy-Soundsystem Ihres Wagens: «Nach 500 Metern leicht rechts halten, nach 350 Metern leicht rechts halten. Nach 200 Metern, nach 150 Metern!» Die Schilder huschen vorbei, im Autoradio singt Serge Gainsbourg, und der Navi Mann haucht dazu: «Wow, Miss Zoccoli, Sie machen das sehr gut! Und jetzt, please, stellen Sie Ihren Blinker an! Blink, Miss Zoccoli, blink now – and keep right, Miss Zoccoli, faster please! Faster!»

Und schon haben Sie Baden-West verpasst. Es sei Ihnen gegönnt, Fräulein Zoccoli.