Unsere treue Fragestellerin A. Z. ist eine aufmerksame Beobachterin des Zeitgeschehens. Ihr fällt auf, «dass es immer mehr Verschwörungen gegen Politiker gibt». Erst dachte die Askforce: Nun, das riecht jetzt doch gar stark nach kruder Verschwörungstheorie. Dann aber zeigte sich tatsächlich: Da ist eine spannende Begriffsverschiebung im Gange.

Diese setzte vor rund zehn Jahren ein. Als nämlich am 13. Dezember 2007 ein ziemlich bekannter Herrliberger Volkstribun aus dem Bundesrat purzelte, wurde dieser Akt erstmals nicht mehr einhellig als «Abwahl» bezeichnet. Echauffierte Fans sprachen stattdessen von «Verschwörung». Diese Wortwahl hat sich inzwischen gefestigt: Nach Bekanntwerden des Resultats von Oskar Freysinger bei den Walliser Staatsratswahlen ortete seine Partei auch sonnenklar «eine Verschwörung» («Bund» vom 24. März 2017). Es ist also heute so: Wenn der Volksentscheid passt, lobt man «des Volkes Wille». Wenn er nicht passt, ist es Verschwörung. So gesehen gibt es überhaupt keine neuen politischen Vorgänge, bloss eine neue politische Rhetorik: Offensichtlich breitet sich die Praxis aus, die eigene politische Niederlage nicht mehr als eigenes Versagen, sondern als Resultat eines hinterhältigen Angriffs zu verstehen.

Natürlich ist das grober Unfug. Das Stimmvolk muss sich gar nicht verschwören. Es muss zum Glück nur an die Urne gehen. Damit ist zu diesem unlustigen Thema an sich alles gesagt.

Wie aber soll diese Rubrik voll werden? Nun, die Askforce erwog, noch ein paar erbauliche Zeilen über die Harmlosigkeit von Verschwörungstheoretikern zu schustern: «Denn die wirklich problematischen sind die Verschwörungspraktiker.» Andere Askforce-Mitglieder monierten aber, wenn schon sei es an der Zeit, «endlich vor den Nichtverschwörungstheoretikern zu warnen», also vor jenen, die sich in einer Welt wähnen, in der alle für alle nur das Allerbeste wollen. Die Askforce gibt es ungern zu: Sie fand keine Pointe, keinen Konsens und überbrückte den Rest ihrer Sitzung mit dem Rezitieren recht alberner Frage-Antwort-Witze. Etwa diesem: «Frage: Warum hat es in der Landeskirche keine Ameisen? Antwort: Ameisen sind IN Sekten.»

Askforce Nr. 801
3. April 2017